Die 3 Schulen des Projektdenkens
Was sind gute Praktiken, um ein Projekt zu strukturieren? Welche Schritte und Phasen sind hilfreich? Welches Vorgehen ist geeignet? In Theorie und Praxis gibt es im Prinzip drei verschiedene Ansätze dafür: a) traditionell, (b) prototypisch (c) agil. Projektprofis nennen sie „Vorgehensmodelle des Projektmanagements“. An sich gibt es kein „bestes“ Vorgehen. Es gibt einfach drei verschiedene Denkansätze, die sich für unterschiedliche Szenarien eignen. Wenn man die drei versteht, kann man sie sinnvoll kombinieren und die Elemente wählen, die hilfreich erscheinen. Projektprofis nennen das ein hybrides Vorgehen. Und die Geschichte beginnt…
Es waren einmal drei Kinder, , William, der älteste, und seine beiden Schwestern Paula und Amy. Die drei lebten glücklich zusammen mit ihren Eltern, Mary und Marc. Marc Ingenieur mit Leib und Seele, und Mary – ebenso leidenschaftlich und begabt – eine erfolgreiche Bildhauerin. Die drei Kinder, obwohl sie die gleichen Eltern hatten (kein Gärtner im Spiel), hätten nicht verschiedener sein können. Sie hatten ihre individuellen Ansichten, Attitüden und Talente. Nichtsdestotrotz waren sie alle bestens für die Herausforderungen des Lebens gerüstet – jeder auf seine eigene Art.
William zum Beispiel. Eines sonnigen Tages hatte er eine Idee. „Ich will eine Schaukel bauen”, sagte laut zu sich selbst. Und fügte ein wenig leiser hinzu “Aber wie?”. William, ganz der Sohn seines Vaters, begann die Herausforderung gründlich zu analysieren. Wie sähe eine perfekte Schaufel aus? Auf der perfekten Schaukel wäre für uns alle drei gemacht, sie wäre leicht zu errichten, unabhängig vom Stellplatz, robust, wasserfest und vieles mehr. William erstellte eine detaillierte Anforderungsliste. Diese umfasste letztendlich dutzende Anforderungen.
William arbeitet wie ein Wasserfall
Nach Abschluss seiner Analyse startet William seine Konzeptionsphase. Er fertig technische Zeichnungen an und rechnet und rechnet und rechnet. Nach reiflicher Überlegung, verschiedenen Zeichnungen und Kalkulationen – produzierte er eine Reihe ausgefeilter Modelle und Pläne. Um genügend Ruhe für diese komplizierten Dinge zu haben, schloss er sich solange in seinem Zimmer ein. Dort verbrachte er Stunde um Stunde in kompletter Isolation. Auf der anderen Seite der Tür wunderten sich seine beiden Schwestern, was er da wohl ausheckte. Aber, da sie ihren älteren Bruder kannten, machten sie sich nicht zu viele Gedanken und gingen lieber in den Garten spielen.
Dort angekommen, hatte Paula eine Idee. „Ich baue eine Schaukel!“ sagte sie zu ihrer kleinen Schwester. Und erntete großen Applaus von Amy. Paula, ganz die Tochter ihrer Mutter, fing sofort an. Sie sammelte alles Mögliche, was sie finden konnte. Heruntergefallene Äste, rostige Schrauben, Autoreifen, Seil, also alles, was nicht niet- und nagelfest war. Daraus baute sie etwas, das wie eine Schaukel aussah. Natürlich war die sehr provisorisch. Aber durchaus geeignet, um sie Amy zu zeigen und herauszufinden, wie sie darauf reagiert. Mithilfe Amys Rückmeldungen verbesserte Paula ihre Konstruktion. Sie baute die Schaukel erneut, zeigte das Ergebnis und Amy sagte ihr, was sie davon hielt. Und das ging solange, bis Amy recht glücklich war mit Paulas Prototyp.
Paula liebt den Prototypen
Und zufällig, genau in diesem Moment öffnet William die Tür und kommt aus seinem Zimmer und sagt „Ich habe die perfekte Lösung für unsere Schaukel!“ Jetzt konnten die drei überlegen, welches Konzept sie lieber in die Tat umsetzen wollen. Amy schaut sich ihr Geschwister an und schlussfolgert: William ist ein analytischer Denker. Er liebt die Theorie und plant wie ein Wasserfall. Er erstellt einen Plan nach dem anderen, immer detaillierter, bis er den ultimativen Plan (oder Modell) gefunden hat, um das gewünschte Ergebnis zu bauen. William glaubt an die „beste Lösung“. Paula dagegen ist eher eine pragmatische Entdeckerin. Für sie ist das „Beste“, was den Kundenbedürfnissen am besten entspricht.
Diese herauszufinden ist Paulas ultimative Herausforderung. Ihre Instrumente für die Exploration sind physische Prototypen. Sie erlauben es Paula die Kundenreaktionen zu studieren, aus erster Hand, ungefiltert. Unabhängig von diesen Unterschieden, haben William und Paula auch Gemeinsamkeiten. Beide wollen ein „gutes Modell“ bauen, dass als Vorlage für das endgültige Ergebnis dient. Die Annahmen, was ein gutes Modell ausmacht, sind natürlich verschieden. Aber letztlich haben beide Ansätze, der Wasserfall (von William) und der Prototyp (von Paula) beide eine lange Zeit, um die Anforderungen zu justieren, bevor sie am Ende das Ergebnis produzieren.
Und was ist mit Amy?
Als kleine Schwester, und scharfe Beobachterin, lernte Amy von allen beiden. Von William hat sie sich das Planen abgeschaut. Und von Paula hat sie gelernt das Geschaffene schnell und oft zu zeigen und kontinuierlich zu verbessern. Aber Amy will keinen ultimativen Plan, und sie will auch keine Prototypen bauen. Anstelle dessen produziert Amy schnell nutzbare Ergebnisse. Verständlicherweise sind diese Ergebnisse eher klein, aber sie funktionieren schon. Und sie können verwendet werden, um ein größeres Produkt zu bauen. Auf diese Weise hat Amy etwas ganz Neues geschaffen. Eine schrittweise Produktion. Diese bezeichnet sie als „agiles“ Vorgehen.